Kennt Ihr diese super organisierten Menschen, die in die Bahn steigen und erst einmal Ihr Care-Package aus der Tasche zaubern? Eine Dose mit Trauben, eine mit Käse, wieder eine andere mit Salzbrezeln….die obligatorische Banane darf natürlich auch nicht fehlen. Alternativ selfmade Sandwiches mit Salat und Mayonnaise. Japp….genau so bin ich nicht.
Ich bin die, die feststellt, dass Sie los muss, nachdem es schon zu spät ist. Hektisch packe ich meinen Kram zusammen und vergesse dabei mindestens die Hälfte, wenn nicht noch mehr. Auf dem Weg rutsche ich noch schnell aus und sammle einen neuen blauen Flecken. Ausserdem realisiere ich, dass ich mein Zugticket für die falsche Woche gebucht habe. Aufregen? Fehlanzeige…wo kommen wir denn da hin? Ich kann es ja doch nicht ändern…und wer will sich schon permanent ärgern.
Allerdings wird die Situation für mich wieder einmal zu einem chaotischen Wettlauf gegen die Zeit. Es sei gesagt, dass ich die Bahn natürlich am Ende bekommen werde….das gelingt mir eigentlich immer irgendwie, auch wenn mich das zu Teilen wirklich mehr als überrascht.
Die Straßenbahn kann ich also vergessen, ein Taxi muss her. Gott sei Dank gibt es mittlerweile diese praktischen Apps, bei denen man sein Taxi ordern kann, ohne früh Morgens der Situation ausgeliefert zu werden, mit Menschen sprechen zu müssen. Darauf habe ich, vom Zeitaspekt mal ganz abgesehen, einfach gar keine Lust.
Diese Apps sind sehr zuverlässig. So bestelle ich also mein Taxi, während ich hektisch weiter durch die Wohnung wirble, und würdige meinem Handy keinen weiteren Blick. Irgendwie musste ich ja mindestens noch Duschen und die Zähne putzen, wenn es schon für sonst nichts mehr reicht. Unten vor der Haustür angekommen, inklusive meinem fraglich gepackten Rucksack – finde ich folgendes vor – kein Taxi. Wunderbar denke ich mir, wo ich doch soooo viel Zeit habe. Glück im Unglück kann ich einen Taxifahrer an der Hauptstraße abpassen. Wir machen uns also auf den Weg. Oder sollte ich lieber sagen wir schleichen? Kurz überlege ich, ob ich den Taxifahrer fragen soll, ob ich das Steuer übernehmen kann, aber auch diese Idee verwerfe ich wieder. Schlussendlich kann er ja nichts dafür, dass ich ein Chaot bin und er nicht Autofahren kann.
Mit Ach und Krach erreichen wir endlich den Bahnhof. In 5 Minuten geht der Zug. Ach da war ja noch was, ich brauche ja noch ein neues Ticket. Wenn ich eins gelernt habe, ist es, Zeit effektiv zu nutzen. Während ich also in der Schlange vom Getränkemann stehe, etwas zu trinken brauchen ich ja im besten Fall wenigstens doch noch, buche ich mir ein neues Ticket. Check. Dieses mal sogar für das richtige Datum.
Sitzplatzreservierungen kann ich 2 Minuten vor der Abfahrt natürlich vergessen. Den Platz auf dem Boden im Zug kenne ich schon aus der Vergangenheit. Im Idealfall finde ich noch ein kuscheliges Plätzchen, andernfalls werde ich es mir auf dem Boden gemütlich machen, sind ja nur 5 Stunden. In Windeseile flitze ich mit meinem Wasser und meinem Rucksack (Inhalt unbekannt) zum Gleis.
Natürlich ist die Wagenreihung heute mal wieder verkehrt herum. Lektion 2 – positive Dinge erkennen: wer keine Sitzplatzreservierung hat, braucht sich auch nicht über die Wagenreihung ärgern. Ich steige ein und bin erst einmal glücklich, dass ich den Zug trotz meinen Fähigkeiten zur Chaos-Queen erreicht habe. Und es kommt noch besser, ich bekomme einen Sitzplatz, von welchem mich bis dato noch niemand verjagt hat.
Hunger macht sich breit. Blöd gelaufen resümiere ich, während ich auf die Durchsage warte „Dieser Zug fährt heute leider ohne Bordbistro“, vermutlich auch ohne Wlan und Steckdosen, sowie Heizung denke ich mir und muss schmunzeln.
Und dann steigt er ein, wir kennen Ihn alle, den super durchorganisierten Menschen, der an alle Eventualitäten denkt. Und während er neben seinen Trauben und seinem Käse auch noch einen ziemlich gutriechenden selbstgemachten Bagel verspeist, denke ich mir: er hat zwar keinen Hunger, aber bestimmt auch nicht so viel Spaß, wie die Chaosqueen.
Okay, zugegeben, dass mit dem Kaffee ist echt unfair….Kaffee möchte ich auch.
Der Beitrag Reisen aka die Chaosqueen erschien zuerst auf Marydo.